Erosion des Pflegepersonals bremsen: Berner Pflegeheime fordern 4 Prozent mehr für angemessene Löhne
Die Berner Pflegeheime sind ein wesentlicher Bestandteil der Berner Gesundheitsversorgung. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zur Pflege und Betreuung von Seniorinnen und Senioren. Die nun vom Regierungsrat für das Budget 2023 vorgesehenen Lohnmassnahmen sind auch für die Pflegeheim-Tarife massgebend und mit Blick auf den vorgesehenen Teuerungsausgleich von 0.5% ungenügend. Damit die Berner Pflegeheime den Mitarbeitenden gerecht werden können, braucht es 4% mehr bei den Lohnkosten.
Der Regierungsrat hat unlängst die Pflege- und Aufenthaltskosten in Pflegeheimen für das Jahr 2023 festgelegt. Bei den Lohnkosten sieht der Regierungsrat nur eine Erhöhung um 1.2%, bestehend aus 0.5% Teuerungsausgleich und 0.7% individuellem Lohnaufstieg, vor. Das entspricht dem vom Regierungsrat im kantonalen Budget 2023 beantragten Lohnsummenwachstum für das kantonale Personal.
Das ist aus Sicht von CURAVIVA BE ungenügend. Um den Kaufkrafterhalt der Mitarbeitenden sicherstellen und der schwierigen Situation am Arbeitsmarkt gerecht werden zu können, fordert CURAVIVA BE 4% mehr für angemessene Löhne. Zusätzlich zum individuellem Lohnaufstieg von 0.7% für gezielte Lohnmassnahmen sind das ein voller Teuerungsausgleich von 2.5% (Referenzmonat April 2022) und die vom Kanton Bern jeweils berechneten Rotationsgewinne von 0.8%, welchen in Pflegeheimen höchstens theoretische Bedeutung zukommt. Pflegeheime haben nicht einen genügend grossen Personalbestand oder Gehaltsautomatismen wie der Kanton, um auf Basis des angegebenen Rotationsgewinns kalkulieren zu können.
Knapp 60 Prozent der Bewohnenden in den Berner Pflegeheimen kommen in den Genuss von Ergänzungsleistungen. Die Pflegeheime können ihre Preise also nicht einfach der Teuerung anpassen, sondern sind auf einen angemessenen Ausgleich in den Tarifen angewiesen. Sie können ihrem Personal den Teuerungsausgleich nur dann gewähren, wenn dieser entsprechend in den Tarifen berücksichtigt wird.
Fachkräftemangel verschärft sich weiter und erfordert umgehendes Handeln
Die Berner Pflegeheime sind bereits seit längerer Zeit mit einem ausgetrockneten Arbeitsmarkt konfrontiert. Offene Stellen können – wenn überhaupt – nur mit grossen Anstrengungen besetzt werden. Gemessen am prognostizierten Bedarf an Pflegefachpersonen in den kommenden Jahren ist die Situation ohnehin schon prekär. Fehlt jetzt ein angemessener Teuerungsausgleich, drohen Fachkräfte in andere Bereiche des Gesundheitswesens abzuwandern oder sie kehren der Branche sogar ganz den Rücken. Das gilt es zu vermeiden. Um die Versorgung in der Langzeitpflege mittelfristig sicherstellen zu können, braucht es jetzt angemessene Tarife.
Ungenügender Teuerungsausgleich würde kaum verstanden
Der Kampf gegen die Corona-Pandemie ist nach wie vor kräftezehrend. Gerade nach bald drei Jahren Pandemie mit all den damit verbundenen Herausforderungen für das Pflegepersonal, würde es kaum verstanden, wenn nicht einmal ein Kaufkrafterhalt möglich wäre.
CURAVIVA BE fordert die Politik deshalb dazu auf, der Leistung der Berner Pflegeheime Rechnung zu tragen, bei der Finanzierung die benötigten 4% anzuerkennen und die Lohnkosten in den Tarifen entsprechend um 3.2% zu erhöhen.
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